Wolfgang Meyering

Ich habe mit ca. 15, 16 Jahren angefangen Mandoline zu spielen weil, Gitarre spielten alle, und ich wollte etwas anderes machen. Ich habe damals auch Gitarre gespielt.

Ich komme aus eine Volksmusiker-Familie. Ich in in der Nähe der holländischen Grenze aufgewachsen. Wir können mehr als 200 Jahre zurückgehen in der Famile meiner Mutter, der älteste Musiker in der Famile von dem wir wissen wurde 1794 geboren.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich mit einem Schulkameraden im Auto unterwegs zur Berufsschule war, und in seinem Kassettenrecorder lief David Grisman. Und das hat mich total fasziniert, die Musik.

Dann habe ich mir die Platte besorgt, und dann habe ich angefangen mich intensiv mit dem Instrument zu beschäftigen. Ich habe Skalen geübt, Stücke gelernt indem ich die Platten abgehört habe, und angefangen zu improvisieren.

Nach der Lehre habe ich das Abitur gemacht und dann angefangen zuerst Biologie zu studieren. Das war aber nicht so meins. Ich habe dann in Osnarbrück Musikwissenschaft studiert. Das war möglich ohne eine Aufnahmenprüfung. Und auch ohne große Notenkenntnisse - das musste ich mir dann erst erarbeiten - Noten zu lernen, Gehörbildung, das ganze Programm - aber es hat funktioniert.

Ich lebe von der Musik. Ich arbeite bei Deutschlandfunk Kultur in Berlin und gestalte dort Musiksendungen. Ich habe auch 10 Jahre lang im Radiofeuilleton gearbeitet. Ich mache Beiträge und habe zwei regelmäßige Sendungen, die laufen aber von 1 Uhr morgens bis 5 Uhr morgens, eine Sendung mit Musik aus dem Bereich Folk und Weltmusik, und eine Americana Sendung.

In der Zeit als ich die Stücke von David Grisman gespielt habe, habe ich auch begonnen mich mit der traditionellen Musik aus Norddeutschland zu beschäftigen. Also auch in der Verbindung mit der niederdeutschen Sprache - ich bin zweisprachig aufgewachsen - Niederdeutsch bzw. Plattdeutsch und Hochdeutsch. Dazu kam kam auch noch Holländisch - die Grenze war ja nur 10 km entfernt, und auch Englisch das ich im AFN hören konnte. Ich fing also an Bands anzuhören die plattdeutsches Liedgut und Instrumentalmusik aus Norddeutschland spielten. Und ich habe angefangen mich mit meiner eigenen Tradition zu beschäftigen und das Instrument Mandoline, oder dann auch die nordische Mandola da mit einzubauen.

Quellen waren Liederbücher, Tanzsammlungen oder Aufnahmen anderer Bands wie Liederjan oder Zupfgeigenhansl.

Ich habe angefangen Bands zu gründen. Wir haben damals auch in einer Kneipe gespielt wo es sonst keine Musik gab, sind mit unseren Instrumenten und Liederbüchern hingegangen und haben gespielt - so was ähnliches wie "Pub Sessions" in anderen Ländern.

In Schweden habe ich festgestellt, dass die Sprache oft ähnlich wie plattdeutsch klingt. Ich habe mich mit der Musik dort beschäftigt und festgestellt dass es viele Verbindungen zwischen norddeutscher Tradition und den anderen nordischen Ländern gibt. Um diese Verbindungen zu untersuchen habe ich das Projekt "Malbrook" gestartet.

Dabei habe ich Christer Ådin kennengelernt. Der hat zusammen mit Ale Möller diese Instrumente entwickelt. Sie suchten eine Instrument auf dem man die schwedische Geigenmusik gut spielen konnte. In der schwedischen Geigenmusik wird oft die Skordatur - das Umstimmen einzelner Saiten - verwendet.

Die einzelnen Saitenpaare können mit Rändelschrauben die ins Griffbrett geschraubt werden können verkürz werden wie mit einem Kapo. Damit können Stimmungen erzeugt werden ähnlich wie bei den Geigen, trotzdem kann man dieselben Fingersätze verwenden.

Ausserdem haben sie auch noch zusätzliche Bünde reingemacht um andere Stimmungen spielen zu können. Damit haben sie die nordic Mandolas den Erfordernissen der skandinavischen Musik angepasst.

Mit der nordischen Mandola kann ich auch zum Beispiel ähnlich wie ein Dudelsack sehr gut einen Bordun spielen. Das verwende ich zum Beispiel auch wenn ich mit Dudelsack zusammenspiele.

Bei Malbrook habe ich eher eine Begleitfunktion, da spiele ich meistens die Mandola.

Mit Michael Waterstradt im Duo spiele ich beides, je nachdem wie es passt.

Ich spiele auch noch in der Gruppe "JAMS", zusammen mit Michael Waterstradt. Dort werden die Harmonien vom Akkordeon übernommen, da spiele ich praktisch nur Mandoline.

Über U Srinivas (1969 - 2014), der 1995 in Rudolstadt mitgewirkt hat:

Als ich das zum ersten Mal gehört habe habe ich mich gefragt, wie er das macht, diese slides, diese Verzierungen. Und war dann doch ziemlich geplättet als ich gesehen habe, wie er das macht.

Weil, er hatte immer ein kleines Töpfchen mit Kokosfett neben sich stehen. Und dann tauchte er den Mittelfinger immer in dieses Kokosfett, und dann fing er an zu spielen.

Ich betrachte mich selber nicht in erster Linie als Mandolinist, sondern als jemand der Stücke schreibt,  Songs vor allen Dingen, und eben als jemand der plattdeutsche Lieder schreibt.

Ich habe irgendwann aufgehört Mandolinenvirtuose werden zu wollen. Am Anfang hat mich das virtuose auch interessiert, aber ich habe gemerkt dass das nicht mein Ding ist, dass mich andere Dinge mehr interessieren - Stücke schreiben, in Bands spielen, mit Leuten zusammen Musik machen. Dazu gehört natürlich auch, dass man sein Instrument gut beherrscht.

Alexander Peters, er spielt der Band "Folk my Life" Gitarre, spielt aber auch gut Mandoline.

Man sollte niemals an der Grenze dessen spielen, was man spielen kann. Man sollte immer mindestens 10% unter dem spielen was man technisch leisten kann, weil man sonst das was man spielt nicht so spielen kann, wie es sein sollte. Man hat dann sozusagen keine Möglichkeit mehr sich darauf zu konzentrieren wie der Groove ist, was die Feinheiten der Melodie anbetrifft, was das Tempo ist.  Das sind alles so Sachen die man nicht mehr leisten kann wenn man an der Grenze dessen spielt, was man technisch gerade noch so hinkriegt.

Dann ist es viel besser, und macht auch viel mehr Spass, und ist auch vom Gefühl her viel schöner Sachen zu spielen, die man gut leisten kann und wo man sich richtig reinlegen kann. Und das ist im endeffekt musikalisch auch viel überzeugender als wenn man versucht irgendwas zu spielen, das man technisch gerade noch so hinkriegt.

Da habe ich in diesen Jahren bei den Projekten in Rudolstadt 'ne Menge  gelernt. Die meisten Musiker, die wirklich fit, die gut sind, wissen immer zu honorieren wenn jemand das was er spielt auch wirklich spielen kann. Es geht darum zu zeigen, dass man das was man macht gut macht, und dass man sich überlegt hat,  was man da macht, und dass man das überzeugend macht.